Waagrecht bis senkrecht: Die Nummerntypen bei Rollenmarken
Sinn und Zweck der rückseitigen Nummerierung
Die Nummerierung der bundesdeutschen Rollenmarken erfolgte aus rein praktischen Gründen. So lässt sich durch das rückseitige Aufbringen einer Zählnummer auf jeder 5. Marke, ohne Schwierigkeiten feststellen, wie viele Marken bereits verbraucht wurden bzw. noch auf der fraglichen Rolle verblieben sind. Die Abrechnung und Inventur in den Postämtern konnte durch diese Maßnahme enorm erleichtert werden. Aus philatelistischer Sicht ergab sich dadurch zudem ein äußerst vielfältiges Sammelgebiet. So lassen sich durch die Nummernmarken Einzelmarken aus Rollen zweifelsfrei von Einzelmarken aus motivgleichen Bogen unterscheiden. Durch die fortlaufende Nummerierung und die hier auftretenden Unterschiede, die unterschiedlichen Rollengrößen, die Streifen, Rollenenden und -anfänge ebenso wie verschiedene Leerfelder, Verschlussteller, Banderolen etc. ergeben für Sammler die Möglichkeit, eine individuelle Sammlung zu gestalten.
Rollenmarken mit waagrechter Nummer: Heuss I bis Bedeutende Deutsche
Erstmals Verwendung fanden Nummern auf Rollenmarken der Bundesrepublik bei der Dauerserie Heuss I. Bei den nachfolgenden Dauerserien bis zu den ersten Ausgaben der Serie Sehenswürdigkeiten wurden ausschließlich waagrechte Nummern aufgedruckt. Als letzte Marke wurde die 640 mit dem Motiv Dom zu Speyer vom 10.08.1995 mit waagrechten Nummern versehen. Ab Juni 1996 (3. Ausgabe) erfolgte die Nummerierung dann durch eine senkrechte, mittels Tintenstrahldrucker aufgespritzte Nummer.
Die Nummerntypen bei Rollenmarken mit waagrechter Nummer
Bei den Rollenmarken mit waagrechter Nummerierung lassen sich drei- und vierstellige Nummerntypen unterscheiden. Diese kamen durch den Einsatz von verschiedenen Nummerierwerken für die geraden und ungeraden Nummern einer Rolle zustande. Jedes dieser Werke machte dabei einen Zehnersprung. Im Anschluss finden Sie das Beispiel einer Nummernfolge bei einer 1000er-Rolle:
Nummerierwerk gerade Nr.: 1000 - - 0990 - -0980 - - 0970 - - 0960 - ....
Nummerierwerk ungerade Nr.: - 995 - - 985 - - 975 - - 976 - ....
Die Deutsche Post hat bei den Rollenmarken mit waagrechter Nummerierung bei den verschiedenen Dauerserien unterschiedliche Rollengrößen verausgabt. So gab es 200er-, 300er-, 400er-, 500er, 1000er- und 10000er-Rollen.
Wenn es bei einer Wertstufe nur eine Rollengröße gibt, ist die Zuordnung einfach. Schwieriger wird es hingegen bei unterschiedlichen Rollengrößen. Wir zeigen bei den jeweiligen Dauerserien die Unterschiede jewils auf einer seperaten Seite.
10.000er-Rollen
Die Deutsche Bundespost gab 10.000er-Rollen beispielsweise für die Massendrucksachen-Wertstufen 33, 38, 40, 41 und 45 der Dauerserie Sehenswürdigkeiten heraus. Die Rollen sind wie die 2000er-Rollen nummeriert und beginnen nach 2000 Marken wieder mit der Nr. 0005. 10.000er Rollen mit waagrechter Nr. lassen sich nur durch die sogenannten Zwischenstücke bzw. durch die Rollenanfänge dokumentieren. An diesem befinden sich neun Leerfelder, die wahrscheinlich dem Schutz der Marken dienen sollten.
Zifferngrößen bei Rollenmarken mit senkrechter Nummer: Unterschiedliche Druckwerke oder Herstellungszufälligkeiten?
Als 1996 die ersten Rollenmarken mit senkrechter Nummer auftauchten, stellten Sammler schnell fest, dass es sehr viele unterschiedliche Größen der aufgespritzten Nummern gibt. Nun stellte sich die Frage: Wie kommen diese unterschiedlichen Nummerngrößen zustande? Handelt es sich um verschiedene Nummerierwerke oder können diese neuartigen Nummerierwerke variabel eingestellt werden. Wenn es sich um verschiedene Nummerierwerke handeln sollte, dann wären die unterschiedlichen Nummerngrößen voll sammelwürdig. Wir haben uns in dieser Frage bereits sehr frühzeitig festgelegt: Schon in der Liste 1-96/97 war zu lesen: "Bei genauer Betrachtung stellt man fest, daß es verschiedene Größen der Nummern gibt. Außerdem wirken einige Ziffern gerade, andere kursiv. Bis jetzt kann man mit einiger Schwierigkeit sieben verschiedene Typen unterscheiden. Eine genaue Systematik zu erstellen, ist äußerst schwierig. Die Größeneinstellung und Neigung der Ziffern scheint variabel einstellbar zu sein, so daß man nach jetzigem Forschungsstand von Druckzufälligkeiten ausgehen muß." Diese Meinung scheint auch der MICHEL-Rollenmarken-Katalog zu vertreten. Er hat die unterschiedlichen Nummerngrößen jedenfalls nicht katalogisiert. Auch die einschlägigen Fachzeitschriften haben sich mehrfach mit den verschiedenen Nummerngrößen beschäftigt, wobei die mehrheitliche Meinung war, dass es sich um unterschiedliche Tintenstrahldrucker handeln müsse. Die Mehrzahl der Sammler hat sich der These, dass es sich um Herstellungszufälligkeiten handeln müsse, angeschlossen und unterscheidet die Größenunterschiede nicht.
Aus vielen Zuschriften haben wir erfahren, dass bei vielen Sammlern eine gewisse Unsicherheit fort besteht, ob nicht doch verschiedene Tintenstrahldrucker im Einsatz sind. Eine Sorge ist auch, ob nicht doch irgendwann klare, katalogisierbare Unterscheidungsmerkmale festgestellt werden werden und es in diesem Fall sehr schwierig sein wird, die vielen Varianten nachzukaufen. Die Sammler, die an Herstellungszufälligkeiten nicht glauben, argumentieren, dass ein Unterschied wie oben abgebildet mit großer Nummer 495 und kleiner Nummer 280 wohl kaum zufällig erfolgen kann. Gegen variabel einstellbare Nummerierwerke spricht, dass es rein logisch betrachtet, keinen Sinn ergibt, die Nummerierwerke permanent zu verstellen. Bleiben also doch nur unterschiedliche Tintenstrahldrucker? Um auch diese letzte These ad absurdum zu führen: So viele unterschiedliche Druckwerke, wie bei genauer Vermessung vorkommen müssten, ergeben rein wirtschaftlich keinen Sinn.
Des Räsels Lösung!
Die beschriebenen unzähligen Varianten kommen wie folgt zustande: Die im indirekten Hochdruck in 10er-Reihen endlos bedruckte und vorgummierte Druckbahn wird berührungsfrei an den Tintenstrahl-Druckköpfen der Ink-Jet-Nummerieranlage vorbeigeführt. Die Nummerierung erfolgt bei großer Geschwindigkeit. Um Papierspannungen und geringfügige Papierunterschiede auszugleichen, ist der Abstand der Papierband variabel, d. h. die Papierbahn kann sich geringfügig näher bzw. weiter entfernt von den Druckköpfen befinden. Durch diesen variablen Abstand entstehen die unterschiedlichen Nummerngrößen. Ist die Papierbahn näher an dem Tintenstrahl-Druckkopf, entstehen kleinere Nummern, bei größerer Entfernung werden die Nummern größer. Bei der Druckbahn können auch leichte Seitenverspannungen entstehen. In solchen Fällen entstehen leicht kursive Nummern.
Wie man anhand dieser Ausführungen sehen kann, handelt es sich bei den unterschiedlichen Nummerngrößen einwandfrei um Herstellungszufälligkeiten. Die Nichtkatalogisierung im MICHEL-Rollenmarken-Katalog ist daher richtig.